Brotlose Kunst

So sieht das aus zurzeit. Das heißt ja nicht, dass die ökonomische Situation Kulturschaffender vor Corona rosig gewesen ist, um es mal vorsichtig zu formulieren. Aber jetzt geht es ans Eingemachte. Da helfen auch kein Charity-Quatsch, oder andere Mogelpackungen für Steuerflüchtlinge. Klaus-Dieter Gleitze vom SCHUPPEN 68 hat dazu jüngst in seinem Blog das Passende gesagt: www.schuppen68.de

Wer braucht denn noch Deutsch oder Kunst? Das soll in der Schule ab der neunten Klasse abgewählt werden können – Ingenieure und Techniker sind wichtig.

So ähnlich hörte ich es Anfang der 2000er Jahre in Erlangen während einer Gartenparty. Ein Witz, Ironie oder Provokation wie zunächst vermutet? Nee, derjenige (rein zufällig ein Ingenieur), der das damals gesagt hat, meinte es verdammt ernst. Und jetzt haben wir die Scheiße. Kunst ist angeblich nicht systemrelevant.

Dabei ist genug Kohle da (aber immer noch woanders), und wird zudem teilweise von den Falschen abgegriffen. Es wäre nicht schlecht, statt mit der Euro-Gießkanne herumzulaufen, einfach mal zu prüfen, ob die kriminelle Autoindustrie die Staatsknete so nötig hat wie Künstler, Schauspieler, Musiker, Literaten etc., die schon vor Corona nichts auf die hohe Kante legen konnten. Welche Kante eigentlich? Die gibt man sich doch nur, insbesondere jetzt, oder?!

Man und von mir aus auch frau stelle sich das Leben nur mal eine Woche lang ohne Kunst & Kultur vor: kein Film, keine Ausstellung, kein Hörspiel, kein Kabarett (abgesehen von dem in Berlin), kein Theater, keine Lesung, kein Konzert – nichts, null, niente.

Und immer nur Sport hält doch auch keiner aus, wenn er – also der Sport – überhaupt stattfinden darf. Mit Musik ist dann auch Essig, denn in der Glotze und im Radio laufen lediglich die Nachrichten. Oder Talkshows, mit Friedrich „Leitkultur“ Merz (was macht der BlackRocker eigentlich zurzeit?), Karl Lauterbach (der von der SPD), Christian „Porsche“ Lindner (der mit dem Jagdschein) und dessen christdemokratischem Alter Ego Carsten Linnemann, der aufpassen muss, nicht auf seiner eigenen neoliberalen Schleimspur auszurutschen – okay, immerhin ein Mittel gegen Schlafstörungen.