Profanes

Hallo-Wien-Party

Ein Freund von mir hat neulich zu einer stilechten Hallo-Wien-Party eingeladen. Wie sich das gehört, gab es Wiener Würstchen, Wiener Schnitzel und als Getränk jede Menge Grünen Veltliner. Leider kamen die meisten Gäste in einer schrecklichen Verkleidung.

Salafist Fucking

Sie stehen in deutschen Innenstädten und verteilen den Koran. Nein, nicht Sie, liebe Leserinnen und Leser, sondern sogenannte Salafisten. Frei übersetzt bedeutet dieser Begriff so viel wie, „die sich an den frommen Altvorderen orientieren“. Damit wird im aktuellen Sprachgebrauch eine ultrakonservative, rückwärtsgewandte Strömung innerhalb des Islam bezeichnet. Wobei ich die vorwärtsgewandte Variante noch nicht kenne.

Die Brüder – Schwestern habe ich da jedenfalls noch nicht gesehen – stehen an Büchertischen, verschenken den Koran und machen Propaganda; ihre Schlüsselworte sind Wahrheit, Paradies und Hölle. Letzteres bezieht sich vermutlich unfreiwillig selbstkritisch auf ihr Äußeres. Denn während Vertreter evangelikaler Sekten, die auch schwer einen an der Waffel haben, generell geschniegelt und gebügelt im Anzug auf Akquisitionstour gehen, ist der gemeine Islam-Aktivist eher leger gewandet, und man sieht sofort: Allah hat keinen Geschmack.

Da drängen sich Parallelen auf, etwa zu den GRÜNEN, die in den 1980er Jahren mit Fusselbart und Schlabber-Look angetreten waren, die Republik zu verändern, was im März 1999 immerhin zu einem völkerrechtlich zumindest umstrittenen Angriffskrieg gegen Jugoslawien geführt hat. Gleichzeitig wurden Hardcore-Islamerer und Frauenunterdrücker von den GRÜNEN gern mit Samthandschuhen angefasst, wurden viele Schweinereien mit kultureller Differenz und ähnlich relativierenden Vokabeln verharmlost.

Zurück zum Büchertisch der Salafisten, an dem die Koran-Ausgaben verschenkt wurden. Da Vertreter streng religiös ausgelegter Gesellschaftsmodelle nicht unbedingt einen ausgeprägten Sinn für Humor haben, trafen meine Fragen:

Heißt Aladins Wunderlampe so, weil sie die erste Energiesparlampe war?

Und Dürfen Moslems eigentlich Sparschweine haben?

zwar zunächst auf eine relativ verhaltene Reaktion.

Erst nachdem ich mehrfach um weitere Koran-Ausgaben gebeten hatte, und zwar mit dem Hinweis: Wir haben einen Kamin, kam Bewegung in den Büchertisch.

Volle Züge, Streiks, Verspätungen und Schaffner ohne Deo. Das ist das vernichtende Urteil einer aufs Auto fixierten Gesellschaft über die Deutsche Bahn. Dass es auch anders geht, zeigt der folgende Erfahrungsbericht aus dem Jahr 2011.

 

Im ICE

Manchmal kann es selbst an einem Freitagabend erbaulich sein, in Celle den ICE nach Hannover zu besteigen, wenn es allgemein auch sonst wenig zu besteigen gibt. Obwohl der Zug gerammelt voll war, und ich stehen musste, umgeben von Urlaubern, die offenbar von der Küste zurückkamen und Managerdarstellern sowie Anhängern der Jungen Liberalen, die sich Erster Klasse nicht leisten konnten, wurde aus einer anfangs unbequemen Stehpartie dann doch noch eine recht kurzweilige Zugfahrt.

Bier und Brötchen hatte ich bereits auf dem Bahnsteig verzehrt, und stand jetzt, mit einem Buch bewaffnet, auf den Trittstufen, hinter mir die Tür. Rechts neben mir ein anthrazitgrau gekleideter Anzugträger, der ohne Laptop geradezu nackt wirkte und auch so aussah, als ob ihm das bewusst sei, sowie links eine junge Frau mit einem monströsen – Koffer, und vor mir eine Gruppe junger Leute beiderlei Geschlechts.

Auch wenn mich das Lesen im öffentlichen Raum allgemein davor bewahrt, an den sowohl sprachlichen als auch zwischenmenschlichen Katastrophen teilnehmen zu müssen, schalte ich doch nicht ganz ab. So kam es, dass ich beim Lesen des Öfteren die Ohren spitzte und das eine oder andere Wort mitbekam. Insbesondere in der Gruppe der jungen Männer und Frauen, alle so um die Zwanzig, wurde munter drauflos geplappert. Wortfetzen wie „Stubendienst“ und „um halb sechs raus“ ließen mich kurzzeitig überlegen, ob es sich nicht um Anekdoten aus der Jugendherberge handelte, aber spätestens als die Begriffe „G 36“ und „Wache“ fielen, war klar, dass vor mir die neuen Hoffnungsträger vom Hindukusch standen.

Irre, dachte ich, das sind alles Soldaten – und Soldatinnen. Sehen aus wie die Notkonfirmanden und quatschen wie Opa von Stalingrad. Fortan hörte ich also genauer hin und erinnerte mich an meine eigenen, nicht immer originellen Sprüche als Wehrpflichtiger, damals allerdings noch in einer Verteidigungsarmee.

In meine Gedanken hinein klingelte ein Handy. Einer der juvenilen Landesverteidiger fummelte sein Mobiltelefon aus der Tasche und eröffnete das Gespräch mit der wundervollen Frage: „Hallo Mutti, hast du Geld zu Hause?“

Auf den letzten Drücker

Ex-Kanzler Gerhard Schröder, Ex-AWD-Chef Carsten Maschmeyer und der Juristen-Darsteller Götz von Fromberg verabreden sich bei Schröder um 20 Uhr zum Skat. Schröder ist als Gastgeber natürlich zu Hause, und um viertel vor acht kommt Götz von Fromberg. Um fünf vor werden beide nervös, da Maschmeyer immer noch nicht da ist. Kurz nach acht Uhr klingelt es, und Carsten Maschmeyer kommt herein, was die beiden unisono kommentieren: Typisch, immer auf den letzten Drücker!

Wer den Witz nicht verstanden hat, bekommt jetzt die Chance zur Wiedergutmachung. Hinter welchem der folgenden Namen verbirgt sich Putins Prostituierte?

A Ludmilla Blasowskaja

B Tamara Aftergoschwili

C Gerhard Schröder

Kreuzfahrten

Höhepunkte im östlichen Mittelmeer

Nein, liebe Leserinnen und Leser, hierbei handelt es sich nicht um einen osmanischen Porno, sondern um eine Überschrift in dem Prospekt Anker lichten – Alltag vergessen der Firma Hanseat Reisen GmbH aus Bremen, die Kreuzfahrten anbietet.

Genießen Sie das östliche Mittelmeer zur schönsten Jahreszeit. Bei einem Zwischenstopp in Neapel erleben Sie das Nebeneinander von Kirchlichem und Weltlichem, das diese Stadt charakterisiert.

Letzteres ist mir neu. Mit Neapel verbinde ich vor allem Pizza, Caruso und die Camorra. Aber egal, die Lohnschreiber in der Werbeagentur müssen ja die Seiten voll kriegen.

Silvester in Dubai & große Asien-Kreuzfahrt mit der NORWEGIAN STAR […]
31.12. Vormittags: Stadtrundfahrt „Traditionelles Dubai“ […]

Stadtrundfahrt klingt zwar unverfänglich, aber das Wort „traditionell“ macht im Zusammenhang mit Dubai misstrauisch. Auf jeden Fall sollte man dort nicht den westlichen Larry raushängen lassen. Schließlich basiert die Rechtsprechung in Dubai auf der Schari’a, dem religiösen Gesetz des Islam: Für Drogenbesitz, alkoholisiertes Auffallen in der Öffentlichkeit – was immer darunter zu verstehen ist –, oder Homosexualität gibt es hohe Haftstrafen. Und Transvestiten oder Menschen, die sich in der Öffentlichkeit einfach nur mal küssen wollen – soll ja vorkommen –, müssen mit Gefängnis, Geldstrafen oder Deportation rechnen. Logisch, dass außerehelicher Sex ebenso strafbar ist wie das Zusammenleben nicht verheirateter Paare. Das alles interessiert die Hanseat Reisen GmbH natürlich nicht, die für den Neujahrstag Exotisches im Angebot hat:

Wüstensafari mit Bauchtanz & Barbecue

Vermutlich mit ordentlich Bauchfleisch.

Für Hanseat Reisen sind mehrere Kreuzfahrtschiffe im Einsatz, u.a. die MSC MUSICA, mit der eine dreiwöchige Fahrt bis Brasilien knapp 2.000 Euro pro Person kostet. Das Besondere dabei ist das „zusätzlich inklusive Getränkepaket CHEERS:“

… reichhaltige Auswahl alkoholischer & nicht alkoholischer Getränke, inkl. Hauswein, Bier vom Fass, Softdrinks …

Saufen konnte ich schon vorher. Überhaupt scheint es bei Kreuzfahrten vor allem um Völlerei zu gehen, und darum, dass die Domestiken an Bord deutsch sprechen. Auffällig ist auch, dass der Kreuzfahrt-Boom parallel zu den steigenden Flüchtlingsströmen aufgetreten ist. Wobei es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis sich mal ein Kreuzfahrtschiff und ein Flüchtlingsboot begegnen. Das wäre für die übersättigten Passagiere ein willkommener Anlass, um dem eintönigen Bord-Alltag zu entfliehen – und zugleich Gutes zu tun: Wer mit den Resten vom Buffet in das Schlauchboot mit den Flüchtlingen trifft, kriegt einen Preis. Eine nachhaltige Win-win-Situation: Die Flüchtlinge haben was zum Beißen und die Essensreste müssen nicht weggeworfen werden.