Leipzig ist die Stadt der Pflichtraucher. Für mich nicht unbedingt das Paradies, weil ich – wer hätte das gedacht – Nichtraucher bin. Nicht aus Überzeugung, sondern weil mir das Zeug nicht schmeckt. Aber man kann mir bestimmt nicht vorwerfen, dass ich nicht alles versucht hätte: Ende der 1960er Jahre die erste Schachtel (!) – ich weiß es noch wie heute: Muratti Ambassador – auf dem elterlichen Balkon, wirkungslos und geschmacklich enttäuschend. Auch weitere Versuche mit Zigarillo, Pfeife und Zigarre waren nicht der Bringer, und meine Liaison mit dem Tabak war so schnell vorbei, wie sie begonnen hatte.

Zurück nach Leipzig. Freund und Künstler Miller hatte mir ein Angebot gemacht, dass ich nicht ablehnen konnte: Entweder ich würde ihn ebendort anlässlich seiner Vernissage besuchen, oder er wiederum mich für 14 Tage in Hannover heimsuchen. Das war alternativlos. Und schön war es auch. Nur, dass die Leute in Leipzig in den Kneipen rauchen wie die Schlote, das hat mir vorher keiner gesagt. Schön, dass wenigstens mein Schädel die Mischung aus Alkohol und buschbrandähnlichem Dauerrauch (Neo Rauch?) heil überstanden hat; meine Klamotten kamen jedenfalls komplett in die Waschmaschine – wie hier in der Zeit vor 2008.

Wer Leipzig besucht, sollte, nachdem er im Stadtteil Plagwitz in der kleinen, charmanten Galerie FETTI AMORE war, im Stadtteil Schleusig schleunigst das SUBBOTNIK aufsuchen, eine unprätentiöse Kneipe, in der auch Miller zapft, und das nicht nur der exorbitant günstigen Bierpreise und des spektakulären Korns wegen.

Jürgen • Installation von Andreas Miller, Leipzig in der Galerie FETTI AMORE